Unterkorrektion

Unterkorrektion einer Fehlsichtigkeit kann den subjektiven Sehkomfort verbessern. Die Progression einer Myopie wird durch Unterkorrektion beschleunigt.

Von Unterkorrektion spricht man, wenn Brillengläser so angepasst werden, dass sie die vorhandene Fehlsichtigkeit nicht vollkommen korrigieren.

Eine Unterkorrektion wird insbesondere von Kurzsichtigen mitunter subjektiv als angenehmer empfunden. Die hundertprozentige Korrektur einer Kurzsichtigkeit durch eine Zerstreuungslinse entsprechender Stärke zwingt das Auge beim Blick in die Nähe zum verstärkten Akkommodieren. Dies kann beim Lesen oder bei der Bildschirmarbeit zu Ermüdungserscheinungen führen, die weniger ausgeprägt sind, wenn die Kurzsichtigkeit etwas unterkorrigiert wird.

Bei Kindern ist die Unterkorrektion ein besonders interessantes Thema. Weitsichtigkeit ist bei Babys fast die Regel, tritt auch bei Kleinkindern häufig noch auf und “verwächst” sich meist durch ein verstärktes Längenwachstum des Augapfels. Oft wird davon ausgegangen, dass es die Schärfe (oder eben Unschärfe) der Abbildung auf der Netzhaut ist, die über einen Rückkopplungsmechanismus das Wachstum des Augapfels stimuliert. Daher werden Brillengläser bei kindlicher Hyperopie in der Regel so angepasst, dass sie die Sehschwäche etwas unterkorrigieren, um die natürliche Regulation nicht zu stören.

Weniger klar lagen die Verhältnisse eine zeitlang bei kindlicher Kurzsichtigkeit. Die Annahme erscheint nicht abwegig, dass auch hier die Qualität der Abbildung auf der Netzhaut zur Steuerung des Längenwachstums des Augapfels beitragen könnte, eine Unterkorrektion also sinnvoll sein könnte. Eine Studie (“Undercorrection of myopia enhances rather than inhibits myopia progression.” K.Chung, N.Mohidin, D.J.O’Leary, Vision Research 2004) zeigte mit 94 chinesischen und malayischen Schulkindern , dass die Unterkorrektion bei Kindern tendenziell sogar eher schädlich ist: Die Myopie der unterkorrigierten Kinder verschlechterte sich im Beobachtungszeitraum stärker als die der Kinder mit vollkorrigierenden Brillengläsern. Weitere Studien bestätigten diese Ergebnisse und heute wird die Unterkorrektion der kindlichen Myopie mit dem Ziel, ihre Progression zu verlangsamen, nicht mehr praktiziert.

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