Winkelfehlsichtigkeit / Verstecktes Schielen

Winkelfehlsichtigkeit ist auch unter dem Namen „verstecktes Schielen“ bekannt und tritt durch ein unausgeglichenes Zusammenspiel des Augenpaares auf. Der Grund dafür liegt im komplexen Aufbau der Augenmuskulatur. Insgesamt werden unsere Augen von jeweils sechs verschiedenen Muskeln gesteuert, die rund um den äußeren Augapfel befestigt sind. Dieser komplizierte Muskelaufbau sorgt bei gesunden Augen für ein exaktes motorisches Zusammenspiel beider Augen. 

Im Normalfall arbeitet das Augenpaar so zusammen, dass das Gehirn mühelos ein räumliches, dreidimensionales Gesamtbild aus den Einzeleindrücken beider Augen zusammensetzt. Die Muskelinnervation der Augenmuskeln ist dabei um ein Hundertfaches höher als die der menschlichen Hand. Innervation ist die Versorgung der Muskeln mit Nerven, über die Körpervorgänge durch Reizausübung und Reizwahrnehmung gesteuert werden.

Ursachen und Symptome von Winkelfehlsichtigkeit 

Kommt es zu einem Fehler in diesem komplexen Aufbau, bedingt durch Innervationsstörungen der Muskeln oder Differenzen in der Länge der äußeren Augenmuskulatur, äußert sich dies in Form von Winkelfehlsichtigkeit. Dabei können die betrachteten Bilder von Objekten und Strukturen nicht auf exakt miteinander korrespondierende Stellen der Netzhaut projiziert werden – die Stelle in einem Auge weicht also geringfügig davon ab. Infolgedessen versuchen betroffene Personen, diese Abweichungen von selbst zu korrigieren.

In der Regel äußern sich diese Abweichungen durch auftretende Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen (bei langen visuellen Tätigkeiten), Schwindel, Müdigkeit, Lichtempfindlichkeit, trockene Augen oder einen erschwerten Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht (Akkommodation). Zusätzliche Symptome, die bei Kindern auftreten, sind Probleme beim Lesen, unsystematische Rechtsschreibfehler und Konzentrationsprobleme. Da die Augen hauptverantwortlich für die Bewegungsabläufe sind, gehen mit einer Winkelfehlsichtigkeit auch oft Probleme mit der Fein- und Grobmotorik einher. Des Weiteren gibt es Vermutungen, dass sowohl Winkelfehlsichtigkeit und Legasthenie sowie Winkelfehlsichtigkeit und ADHS zusammenhängen.

Warum nennt man Winkelfehlsichtigkeit auch verstecktes Schielen?

Ein Beispiel der Winkelfehlsichtigkeit: Ist eine Seite des Augenpaares durch ein muskuläres Ungleichgewicht eingeschränkt, so müsste es eigentlich schielen. Da der Muskel allerdings eine Gegenarbeit leistet und das Gehirn entsprechende Nervenimpulse an das Auge sendet, wird der Fehlstellung entgegenwirkt. Es fällt also nicht auf, dass die Betroffene Person schielt, obwohl ein Ungleichgewicht besteht.

Was tun bei WInkelfehlsichtigkeit? 

Ist eine Winkelfehlsichtigkeit einmal festgestellt worden, kann man ihr mit speziellen Brillengläsern leicht entgegenwirken. Diese sogenannten Prismengläser sorgen dafür, dass die Bilder passend für die Augenpaare verschoben werden. Dadurch wird die Muskulatur um das Auge entlastet und ein muskuläres Gleichgewicht hergestellt. Die Bilder können durch die Korrektur ohne Anstrengung vom Gehirn zu einem räumlichen Gesamtbild zusammengefügt werden.

Unterschied zwischen Schielen und Winkelfehlsichtigkeit 

Zunächst sei gesagt, dass es sich bei beiden Varianten der Fehlsichtigkeit um ein fehlerhaftes Zusammenspiel des Augenpaares handelt. Während bei der Winkelfehlsichtigkeit, wie oben bereits ausführlich beschrieben, dem Ungleichgewicht entgegengewirkt wird, liegt beim Schielen eine Unterdrückung des Seheindrucks vor. Dieser Seheindruck wird in den ersten drei Lebensjahren, in der Prägungsphase des beidäugigen Sehens, ausgebildet. Somit ist ein räumliches, dreidimensionales Sehen ausgeschlossen, da die Bilder beider Augen im Gehirn nicht zu einem Gesamtbild verschmelzen.

Im Gegensatz zum Schielen, wird bei einer Winkelfehlsichtigkeit, in den ersten drei Lebensjahren, die „Schieltendenz“ ausgeglichen, und das Gehirn auf Bildverschmelzung programmiert. Was genau in den ersten Lebensjahren dazu führt, ob jemand schielt oder winkelfehlsichtig ist, ist wissenschaftlich noch nicht zur Gänze geklärt.

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