Nystagmus

Unter Nystagmus werden unwillkürliche, unkontrollierbare und normalerweise unbemerkt bleibende Augenbewegungen verstanden.

Reflexartige Stellbewegungen der Augen, die das Bild eines fixierten Gegenstandes auch dann stabil und zentral auf der Netzhaut halten, wenn sich der Gegenstand und/oder der Kopf des Betrachters bewegen, werden als physiologischer oder optokinetischer Nystagmus bezeichnet.

Wenn von Nystagmus die Rede ist, ist jedoch meist ein pathologischer (krankhafter) Nystagmus gemeint. Hier treten unkontrollierbare periodische vertikale oder horizontale Pendel-, Ruck- oder Rollbewegungen der Augen auf. Meist handelt es sich um eine langsame Driftbewegung, gefolgt von einer schnelleren Rückstellbewegung.

Krankhafter Nystagmus kann angeboren sein und entwickelt sich dann meist im Laufe der ersten drei Lebensmonate. In der Regel gibt es hier einen Zusammenhang mit angeborenen Störungen im visuellen System (starker Astigmatismus, angeborene Linsen- und Hornhauttrübungen, Aniridie, Albinismus, Erkrankungen der Netzhaut), die das erfolgreiche Erlernen der normalen, stabilen Fixation verhindern. Daher wird diese Form des krankhaften Nystagmus auch als sensorischer Nystagmus bezeichnet. Mit dem sensorischen Nystagmus einhergehende ungewöhnliche Kopfhaltungen, Kopfrucken oder Schielen können Kompensationsstrategien sein, die den Seheindruck verbessern sollen, aber auch weitere Folgen der Destabilisierung des okulomotorischen Systems.

Der erworbene Nystagmus hängt in der Regel mit einer neurologischen Erkrankung zusammen. Er ist assoziiert mit Beschwerden wie verschwommenes Sehen, „laufende Bilder“, Doppelbilder, Schwindel, Fallneigung oder Gangstörungen. Ein erfahrener Diagnostiker kann aus den Charakteristika eines erworbenen Nystagmus viel über die zugrundeliegende Erkrankung ableiten. Mögliche Ursachen eines erworbenen Nystagmus sind zentrale Störungen wie ein Hirnstamminfarkt oder degenerative Kleinhirnerkrankungen, Multiple Sklerose, Störungen des Gleichgewichtsorgans, degenerative oder entzündliche Erkrankungen der peripheren Nerven, oder Tumoren. Von diagnostischer Bedeutung sind die Richtung der unwillkürlichen Augenbewegungen, ob der Nystagmus spontan auftritt, durch Fixation unterdrückt wird oder sich beim Versuch, einen Gegenstand zu fixieren, gerade verstärkt, in welcher Blickrichtung er sich verstärkt, ob sein Auftreten von der Lagerung, von Lageänderungen oder Bewegung des Patienten abhängt.

Einige erworbene Nystagmen lassen sich mit Medikamenten kontrollieren. Zum Einsatz kommen beispielsweise Aminopyridin und Baclofen.

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